Spielend lernen
Internet und PC Spiele im pädagogischen Alltag – eine Herausforderung
Das Europahaus des Kindes betreut in drei sozialpädagogischen Wohngruppen Kinder, die oftmals Traumatisierung erleben mussten und die in vielen Bereichen mangelhafte Förderung erfahren haben.
Die zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen zum Thema Medienpädagogik und Medienkompetenzförderung befassen sich mit der Bedeutung von medialen Partizipationsmöglichkeiten. Im Rahmen einer schulischen Förderung und der Auseinandersetzung mit Medien im familiären Umfeld sollen Kinder und Jugendliche ausreichend Medienkompetenz erlangen um gleichberechtigt an den verschiedenen Kommunikationsprozessen teilnehmen zu können. Dies beginnt bei der Förderung der Lesekompetenz, der Anleitung richtig mit dem Internet umgehen zu können bis hin zu Erklärungen wie verschiedene Medienprodukte entstehen.
Die Frage, wie Kinder in sozialpädagogischen Wohngruppen mit Medien umgehen und wer sie auf dem Weg zu medienkompetenten jungen Menschen begleitet, beschäftigt uns immer wieder.
Gerade die „Benachteiligtenforschung“ weist darauf hin wie wichtig es ist Kinder und Jugendliche, die in vielen Bereichen Benachteiligung erfahren, soweit zu schulen, dass sie die verschiedenen Medien richtig nutzen können und somit auch Teilhabe an verschiedenen Kommunikationsformen erhalten.
Wie Paus-Hasebrink und Bichler(2008) in ihrer aktuellen Studie belegen, steht die Mediennutzung von sozial benachteiligten Kindern in einem großen Zusammenhang mit deren sozialer Herkunft. Fernsehen und Video würden von sozial benachteiligten Kindern länger genutzt als von Kindern aus sozial reicheren Familien. Gleichzeitig sei die materielle Ausstattung der sozial benachteiligten Kinder erstaunlich gut. So scheine es, dass die HaupterzieherInnen der sozial benachteiligten Familien dem öffentlichen Diskurs folgend, dass Kinder möglichst früh lernen sollen, mit dem Internet und dem PC umgehen zu können die Kinderzimmer sehr gut mit Computer und Monitoren ausstatten. Eine notwendige erzieherische Begleitung finde jedoch meist aus Gründen der Überforderung bzw. der mangelnden Kompetenzen der HaupterzieherInnen von Familien in sozial benachteiligten Milieus nicht statt. Kinder, die in ökonomisch günstigeren Milieus aufwachsen, d.h. deren HaupterzieherInnen über mehr finanzielle Ressourcen verfügen, würden ihre Freizeit wesentlich öfter außer Haus und nicht vor dem Fernsehgerät verbringen. Da das Fernsehen bzw. ansehen von Filmen eine kostengünstige Freizeitgestaltung sei, würde sie als solche vor allem in sozial benachteiligten Milieus genutzt (vgl. Paus-Hasebrink, Bichler 2008 : 229).
Die Befragung von 67 fremd untergebrachten Kindern, die unsere Päd. Leiterin Mag.a Jutta Vierhauser für ihre Diplomarbeit in verschiedenen Bundesländern durchführte, geben Hinweise darauf, dass dieser Trend im Rahmen der Heimerziehung fortgesetzt werden könnte und die SozialpädagogInnen selten Zeitressource haben um ausreichend die Kinder bei der Mediennutzung zu begleiten und zudem in ihrer Ausbildung zu wenig auf die Bedeutung der Medienkompetenzförderung hingewiesen werden und verfügen meist selbst kaum über ausreichende Kenntnisse der Medienpädagogik.
Da die sozialpädagogische Tätigkeit kaum Zeitressourcen für die medienpädagogische Förderung bereit hält ist eine medienpädagogische Förderung der Kinder und Jugendlichen vor allem im Rahmen von Projektangeboten von großer Bedeutung.
Wenn man das Thema der Medienkompetenzförderung ernst nimmt (laut Empfinden der Kinder übernehmen die Schulen diese Form der Förderung kaum bzw. gar nicht) so muss ein langfristiger Prozess auf verschiedenen Ebenen in sozialpädagogischen Einrichtungen forciert werden.
Das Europahaus des Kindes nimmt die Ergebnisse der Befragung zum Anlass Weiterbildungsangebote für die MitarbeiterInnen und Projektangebote in Zusammenarbeit mit dem Computerclubhouse Wien 16 für die Kinder und Jugendlichen der Wohngruppen zu planen.
Am 17. Mai findet unsere „Kick-off“ Veranstaltung statt. In den Räumen des Computer Clubhouse Landstraße (CCV 3) werden wir den Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Rahmen des Medienpädagogischen Impulstages Einblick in den Bereich der Medienpädagogik bieten.