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„Juni-Projekt-Bauchklang“ – Traunsee

 

Zwei Burschen und drei Mädchen der Wohngruppen im Europahaus des Kindes fuhren am Freitag, 10. Juni 2011 nach der Schule mit gefülltem Gepäck mit meinem Kollegen Clemens und mir Richtung Traunsee. Wir kamen gegen 18 Uhr in Ebensee an, brachten unsere Sachen in die Jugendherberge und gingen in ein kleines Cafe direkt am Traunsee etwas Essen. Die Kinder waren sehr aufgedreht, es war ein langer und abwechselungsreicher Tag für sie. Schule/die lange Anreise/an einem neuen Ort ankommen. Nach dem Essen gingen alle recht bald in ihre Zimmer schlafen. Clemens und ich tauschten noch Ideen für den nächsten Tag aus. Wir überlegten uns eine Geschichte für ein Theaterstück, welches wir beim Camp den Kindern vortragen wollten.

 

Samstag, 11. Juni – Campaufbau

 

Vor allem Viktor war sehr aufgedreht und konnte das Kanu fahren kaum erwarten. Allerdings gab es noch einige organisatorische Dinge zu erledigen, wie das Essen- und die Gruppenmaterialsachen in unseren wasserdichten Packsäcken zu verstauen. Wir machten uns gleich nach dem Frühstück an die Arbeit und nach einer kleinen Kanueinschulung machten wir mit Seilen unsere Packsäcke in den Kanus fest. Die Kinder waren schon sehr aufgeregt und so setzten wir uns so bald als möglich in die Kanus und fuhren los.

 

Die Kinder waren sehr chaotisch anfangs. Wir ließen sie ausprobieren. Sie fuhren Zickzack und schrieen viel herum. Wir blieben immer dicht Boot an Boot beieinander und versammelten uns oft. Dann besprachen wir die Lage. Die Zusammensetzung im Boot passte für alle und so fuhren wir weiter. Viktor entdeckte nach ca. 1 Stunde einen schönen Platz mit Lagerfeuerstelle, die anderen Kinder und wir schauten uns den Platz an und beschlossen dort unser Camp zu errichten. Dieser Platz war nur mit den Kanus zu erreichen und es waren weit und breit keine Menschen zu sehen. Die Kinder begannen eine Gruppenplane zu spannen und dann machten sie sich daran, ihren eigenen Schlafplatz herzurichten. Es gab anfangs einige Diskussionen, weil die Kinder sich nicht entscheiden konnten wer mit wem Zusammenliegen wollte. Es spannte sich dann Paul und Nadja, sowie Jasmin und Martha eine Plane und Viktor suchte sich einen Einzelplatz. Am Abend stellte sich heraus dass Viktor doch nicht alleine schlafen wollte und spannte sich seine Plane doch noch zu Paul und Nadja. Ich schlief in der Nähe von Jasmin und Martha, da Martha einige Ängste verbalisierte und mich bat in ihrer Nähe zu bleiben.

 

An diesem Abend kochten Nadja und Martha Reis mit Gemüse, während die Burschen ein „Waldklo“ errichteten. Als Nachspeise gab es frische, heiße Bananen mit Schokostückchen. Wir beendeten den Tag mit einer Abschlussrunde, wo jeder sagte, was er an dem Tag gut gemacht hatte.

 

Sonntag, 12. Juni

 

Es regnete die ganze Nacht und als wir aufwachten tröpfelte es immer noch ein wenig. Nadja und Viktor wollten Feuer machen und es stellte sich für sie als große Herausforderung heraus, da das meiste Holz nass war und sie noch nicht soviel Erfahrung im Feuer machen haben. Es dauerte über eine Stunde bis das Feuer brannte und wir uns alle von der kalten Nacht aufwärmen und heiße Milch für das Frühstück machen konnten. Wir nahmen dann zusammen ein leckeres, warmes Frühstück ein. Anschließend putzen alle die Zähne und wir trafen uns an einem netten Platz im Wald in einer Runde zusammen. Dort erzählten Clemens und ich die Geschichte von Odysseus, der 10 Jahre lang mit seinem Schiff und seiner Mannschaft auf der Heimreise war, nachdem er Troja erobert hatte. Er kam zuerst zu einer Zauberin vorbei, die seine Mannschaft in Schweine verwandeln wollte. Dann kam er zu Kalypso, wo die Zeit viel schneller verging als er es dachte und er blieb 7 Jahre auf der Insel. Schließlich kam er zu seiner Frau Penelope nach Hause, doch auch hier gab es wieder Herausforderungen. Diese Geschichte kann als Metapher für das Heranwachsen junger Männer oder Frauen gesehen werden, die einige Herausforderungen bestehen müssen um daran zu reifen und schließlich durch die Erfahrungen zu selbstbewussten, erwachsenen Menschen werden.

 

Diese Geschichten sollten die Kinder nun darstellen. Anfangs gab es Motivationsprobleme, doch mit Zeit kamen die Kinder immer mehr auf den Geschmack. Viktor übernahm die Leitung, teilte den Kindern ihre Rollen zu und übernahm die Hauptrolle von Odysseus. Nach einer Einstudierungsphase von Eineinhalbstunden waren einige Kinder verkleidet, andere nicht. Clemens filmte das ganze mit seiner Kamera und es machte viel Spaß.

 

Nach einer kurzen Nachbesprechung beschlossen wir wieder mit den Kanus zu fahren. Diesmal ohne Gepäck, was sich auswirkte, denn die Kanus waren nun wackeliger. Wir fuhren der steilen Küste entlang und entdeckten einige andere schöne Plätze, sowie einige Wasserfälle. Nach einiger Zeit am Wasser, beschlossen wir bei einem schönen Platz mit Wasserfall Pause zu machen und an Land zu gehen. Wir wollten alle zu dem Wasserfall hinauf gehen. So wanderten wir querfeldein den Hügel hinauf und kamen weiter oben an einer wunderschönen Stelle des Wasserfalls an!!! Dieser Anblick war wunderschön, da es am Vortag viel geregt hatte und einiges an Wasser hinunterplätschelte. Alle waren sehr begeistert!! Der Abstieg gestaltete sich etwas schwierig, da es steiler bergab ging und die Steine und das hohe Gras nass waren. Eine wunderbare Übung um den Zusammenhalt der Gruppe zu trainieren und tatsächlich, ohne vorher darüber Worte zu verlieren, schauten alle aufeinander, blieben beieinander, hörten auf die Anweisungen, gaben sich die Hände um sich zu helfen. Es war ein ganz starker Moment, der allen sehr gut tat!!!

 

Unten angekommen, waren alle sehr hungrig. Wir beschlossen auf dem See im Boot eine kleine Jause einzunehmen. Allerdings gab es ein kleines Missgeschick, denn beim Einsteigen der Boote, kenterten Paul und Nadja und kippten ins Wasser. Paul auf Nadja und schrieb ihr den Fehler zu. Doch ich bin froh, dass alle Kinder sehen konnten, wie schnell so ein Kanu kippen kann! Nachdem wir das Wasser aus dem Boot geschöpft hatten und eine kleine Jause einnahmen fuhren wir zu unserem Platz zurück. Dort konnten alle Kinder sich erstmals wieder trockene Sachen anziehen und sich am Feuer aufwärmen.

 

Die Kinder hatten dann Freizeit und einige wollten noch mal ein kleines Theaterstück einstudieren. Es war ganz toll, was sie uns nach ca. 1 Stunde vorführten. Viktor stellte einen Affen in einem Baum dar, der keine Familie und Freunde hatte. Jasmin stand unten mit einem Apfel und sagte immer wieder zu ihm, er soll runter kommen und Vertrauen haben, denn sie sei seine Freundin und sei gut. Doch der Affe Viktor hatte Angst. Nadja machte super Affengeräusche dazu. Dann kam ein Jäger (Paul) und wollten den Affen erschießen. Dieser stürzte vom Baum. Dann kamen eine Freunde und heilten ihn. Er lebte wieder, hatte Freunde und kletterte wieder auf den Baum.

 

Nach dem Theaterstück, begannen die Burschen fürs Grillen herzurichten. Ich machte mit Martha Yoga in der Sonne am Seeufer und Viktor machte ebenso mit. Es gefiel ihnen gut und sie meinten, dass sie das öfters machen wollte. Ich bot es ihnen am nächsten Tag in der Früh wieder an und wir machten vor dem Frühstück Yoga.

Der Abend verlief sehr schön und ruhig. Wir grillten lang, unterhielten uns gut und die Reflexionsrunde am Ende des Tages ergab, dass es für alle ein sehr schöner Tag mit vielen tollen Erlebnissen war. Vor allem Viktor meinte, dass dies einer der schönsten Tage seines ganzen Lebens gewesen sei.

 

Montag, 13. Juni

Nach einem gemeinsamen Frühstück, nachdem jeder seine persönlichen Sachen wieder in den wasserdichten Packsäcken verstaut hat,  teilen wir die Gruppe in eine Planengruppe, sowie eine Kloabbaugruppe ein. Alle helfen gut zusammen und wir hatten das Camp in fast einer Stunde abgebaut. Wir spielen 1,2,3 abgepasst. Danach bekam jeder die Aufgabe etwas aus Naturmaterialien darzustellen, was allen besonders wichtig war und besonders gefallen hat. Jasmin und Martha nahmen sich dafür viel Zeit. Paul, Nadja und Viktor waren sehr schnell damit fertig. Anschließend präsentierte jeder sein Kunstwerk. Im Anschluss machten wir noch eine gemeinsame Entschuldigungsrunde, wo jeder im Kreis sich für Dinge, die er gesagt, oder getan hat, die nicht in Ordnung waren, entschuldigen konnte. Die Kinder nützten diese Chance, auch Clemens und ich entschuldigen uns für ein paar Sachen. Paul allerdings sagt gar nichts. Allen anderen ist viel eingefallen!

Nachdem wir nun befreit waren, packten wir unsere Sachen in die Kanus und fuhren langsam nach Ebensee zurück. Dort putzten wir die Kanus, verstauten alles im Auto und richteten uns noch aus den übrig gebliebenen Lebensmitteln eine Jause her. Auf der Rückfahrt schliefen alle nach nicht mal 20 Minuten sofort ein!

 

Eingesetzte Methoden:

  • Szenisches Spiel
  • Medium Kanu
  • Naturerfahrung
  • Reflexion – Feedbackmethoden
  • Arbeit mit Naturmaterialien – Symbolarbeit

Erreichte Ziele:

  • Sich mit dem Medium Kanu vertraut machen – Paddeltechnik erlernen – Vordermann gibt Tempo vor – Hintermann Steuermann
  • Vertrauen haben in Paddelpartner – in Gruppe
  • Gewaltfreie Kommunikation üben – kein Schimpfen/Ausreden lassen/wertschätzendes Feedback geben/sich einbringen/seine Gefühle ausdrücken lernen etc.
  • Rituale weiterführen – gemeinsames Essen, Reflexion etc.
  • Kochen auf offenem Feuer – Verantwortung für Gruppe übernehmen
  • Sich selbst in neuen/anderen Rollen entdecken – szenisches Spiel

 

 

Bericht: Monika Els