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Kanufahren auf der Sulm vom 7.-10 Juni 2012

 

Was alles in vier Tagen passieren kann, haben wir wieder einmal bei diesen ganz besonderem Projekt erleben dürfen. Mit vollem Gepäck, damit wir die Tage von Donnerstag bis Sonntag uns selbst versorgen können, fuhren wir aus dem Europahaus los und freuten uns alle schon sehr auf den schönen Platz in der Südsteiermark, in Kaindorf. Es war ein herrlicher Tag mit Sonnenschein und auch die Gruppe, in einer Konstellation, wie es sie noch nie gegeben hat, schien sich wohl zu fühlen.

 

Nach mehreren Stunden Autofahrt erreichten wir den Campingplatz, es waren aufgrund des herrlichen Wetters auch recht viele Leute dort. Wir suchten uns gleich einen schönen, etwas abseits gelegenen Platz im Wald und bauten dort unsere Zelte auf. Danach sprangen wir gleich ins Wasser um uns abzukühlen. Ein Mädchen der WG 3 hat in der Wohngruppe noch einen „Schiffskuchen“ gebacken, den sie für uns mitnehmen wollte, den wir dann als Jause am Wasser verschlangen. Der Tag verging sehr schnell und wir machten uns gegen Abend daran ein Feuer zu entfachen und kochten Chili con Carne auf offenem Feuer. Als Nachspeise gab es klassische „Lagerfeuer- Schokobananen“, und die Zeit verging so schnell, dass es schon 22:30 Uhr war, als wir mit dem Essen fertig waren. Müde gingen alle schlafen und freuten sich auf den nächsten Tag, an dem wir Kanufahren wollten.

 

Freitag

Nach dem Frühstück fuhren wir mit dem Bus zu einer Kanueinstiegsstelle und luden dort die Kanus aus. Ich gab einige Sicherheitstipps und wir machten uns Zeichen aus, die man am Wasser auch von einer gewissen Entfernung, erkennen kann. Um herauszufinden, wer sich wie sicher am Wasser fühlt, machten wir eine Aufstellung, wo sich die Kinder auf einer Linie aufstellen sollen, wie sicher sie sich fühlen. Eine Seite wurde gekennzeichnet mit 0 (ganz unsicher) bis hin zu 10 (ich fühle mich sehr sicher und habe auch schon Kanuerfahrung). Durch diese Selbsteinschätzung wählten wir dann die Kinder aus, die zusammen in den Booten fuhren. Und schon legten wir los. Das Gewässer, die Sulm, ist ein sehr ruhiger Fluss und es gab nicht sehr viel Wasser, doch genug für uns zum Vorwärtskommen. So bewegten wir uns gemütlich vorwärts.

Nach einigen Stunden beschlossen wir eine Pause zu machen. Wir hatten uns etwas zum Essen mitgenommen, allerdings fehlte uns das Brot und wir hatten nur Mehl und Salz dabei. So wurde die Aufgabe gestellt ein Feuer zu entfachen um Brot zu backen. Wir lagerten auf einer kleinen Insel direkt beim Wasser, es war ein wunderschöner Ort. Wir suchten Steine aus dem Wasser und bauten uns ein Brett um dort den Teig für das Brot zu formen. Ebenso suchten wir uns spitze Steine, die wir als Messer verwendeten um den Käse und die Wurst zu schneiden. Dieses Mittagessen war ein absolutes HIGHLIGHT!! Wir fanden heraus, dass es eigentlich sehr viel in der Natur gibt und man gar nicht soviel braucht um sich etwas Leckeres zu kochen. Jeder suchte sich dann ein Steckerl und wir machten darauf das Brot und aßen dazu Wurst, Käse und Gemüse. So stärkten wir uns für die Weiterfahrt…….

 

Am späten Nachmittag kamen wir müde am Campingplatz mit den Kanus an, luden diese auf den bereitgestellten Anhänger und gingen noch einmal schwimmen um die ganze Anstrengung hinter uns zu lassen. Die Kinder waren voller Tatendrang und freuten sich schon wieder aufs Feuer machen, welches sie am Abend ganz alleine machten. Darauf kochten wir uns wieder etwas Leckeres und gingen müde und zufrieden schlafen.

 

Samstag

In der Nacht von Freitag am Samstag begann es zu regnen. Die meisten Leute vom Campingplatz bauten ihre Zelte ab und fuhren nach Hause. Für einige Kinder war dies eine große Veränderung und es beschäftigte sie sehr, dass die Leute alle aufbrachen und wir hier blieben. Doch unser Projekt war noch nicht zu Ende und die Ruhe des Campingplatzes und die Erlebnisse vom Vortag eigneten sich besonders gut um die letzten Tage zu reflektieren und alles gemütlicher, langsamer und ruhiger anzugehen. Wir spannten eine Plane im Wald, machten ein wärmendes Feuer und die Kinder erzählten von ihren ganz persönlichen Erfahrungen von den letzten Tagen. Ebenso fragten wir alle ab, wie ihre Energie sei und ob sie für den Regen, der vermutlich den ganzen Tag anhalten sollte, gut ausgerüstet seien.

 

Und es stellte sich bald heraus, dass es genau diese Erfahrung für die meisten Kinder sein sollte, die sie teilweise an ihre Grenzen kommen lies. Das Motto an diesem Tag hieß „Auf sich schauen“ – und dies ist die schwierigste Aufgabe für viele. Vor allem bei Regen muss man besondern schauen, dass man immer etwas Trockenes zum Anziehen hat, dass man das Holz für ein wärmendes Feuer unter die Plane zum Trocknen legt und so weiter. Der Tag war eine große Herausforderung, da es wie aus Kübeln zu Schütten begann und nicht aufzuhören schien. Doch die Kinder konnten Erfahrungen machen wie: Durch Kommunikation und das Aussprechen seiner Bedürfnisse werden Lösungen gefunden, die für alle passen (nasses Zelt – Zusammenlegung der Kinder), Zusammenarbeit ist wichtig (jeder tut ein bisschen was); Anstrengung ist manchmal wichtig, um danach ein gutes Resultat zu haben (Holz suchen – wärmendes Feuer); An einer Sache dran bleiben – Hartnäckigkeit zeigen (Feuer machen aus nassem Holz), usw.

Es war für viele eine wirklich wichtige Erfahrung, die wir am Abend, nachdem die Kinder es schafften ein Feuer aus nassem Holz(!!) herzustellen, reflektierten. Müde gingen an dem Tag alle schlafen.

 

Sonntag

Ich weckte die meisten Kinder am Sonntag in der Früh auf, nachdem ich schon ein Feuer gemacht hatte und heiße Milch kochte. Nach der großen Anstrengung vom vorigen Tag hatten sie sich dies auf alle Fälle verdient. Und es regnete immer noch.  Die Kinder waren aber guten Mutes, stiegen verschlafen aus ihren Zelten und setzten sich zum Feuer und wir frühstückten gemeinsam. Wir sprachen noch einmal über den gestrigen Tag und fragten alle wie sie geschlafen haben. Danach halfen alle toll zusammen und wir bauten die Zelte ab, wuschen das Geschirr ab und räumten alles ins Auto. Als wir alles fertig eingepackt hatten, verabschiedeten wir uns von dem Platz und fuhren los, stoppten noch bei einem Gasthaus um uns für die Heimfahrt kräftig zu stärken!

 

Erreichte Ziele:

 

  • Vertiefen der Paddeltechnik bzw. Neukennenlernen des Mediums Kanu
  • Vertrauen in das Boot – und in den Paddelpartner haben
  • Kochen am offenen Feuer – das Feuer erleben in seinen unterschiedlichen Kräften – einmal trockenes, dann wieder extrem nasses Holz
  • Achtsame Kommunikation fördern – Feedbackrunden, lernen seine Gefühle in Worte zu fassen, durch regelmäßige Befindlichkeitsrunden

 

Projektbericht von Monika Els